30. März 2017

Exotische Schildkröten bedrohen einheimische Fauna

Rotwangen-Schmuckschildkröte (Foto: BUND)

Man kennt es, obwohl man es nicht kennen sollte: Immer wieder landen Haustiere einfach so ausgesetzt vor der Tür. Neben allem Unverständnis für die Gedankenlosigkeit bei der Anschaffung macht vor allem die Verantwortungslosigkeit und mangelnde Empathie des Aussetzens betroffen.

Hund, Katze, Hamster, Kaninchen und Co. landen oft genug im Tierheim, Reptilien und Amphibien hingegen werden oft einfach in die Natur entlassen - im "besten" Fall in vermeintlich passende Umgebung.

Konkret finden sich in den Gewässern in und um Düsseldorf - inklusive der Schutzgebiete wie der Urdenbacher Kämpe- relativ viele Exemplare von Schmuckschildkröten. Aktuell kann man wieder einige beobachten, die auf Steinen, Treibholz und kleinen Inseln sitzen, den gefärbten Hals recken und Sonne tanken.

Tierbesitzer, die ihre unbedachte Anschaffung genauso unbedacht wieder entlassen, richten gleich doppelt und dreifach Schaden an. Zum einen haben die exotischen Arten in "normalen", sprich strengeren, Wintern Mitteleuropas keine Überlebenschance, man überlässt sein Tier dem sicheren Tod. In Jahren mit milderen Temperaturen kommen jedoch einige Individuen durch und können sich unter Umständen sogar vermehren - und hier beginnt der doppelte Schaden an der einheimischen Tierwelt. Erst einmal haben die Schildkröten selbst enormen Hunger und dezimieren Schnecken, Insekten und Larven. Diese wiederum fehlen dann den einheimischen Lebewesen als Nahrungsgrundlage. Bei Nahrungsknappheit jedoch ist -neben dem eigenen Überleben- auch die Nachwuchsaufzucht gefährdet, im Extremfall wird sie nie nicht einmal begonnen.

Neben diesen klaren Gründen zur Besorgnis kann es durchaus auch andere Spätfolgen geben. Ökosysteme reagieren in manchen Fällen sehr unerwartet und deutlich auf das Entfernen oder Einbringen einer Spezies. Nicht einmal erfahrene Ökologen können alle Entwicklungen voraussehen, schon gar nicht in sensiblen Entwicklungsstadien wie in Urdenbach.

Dem eigenen Tier und der heimischen Tierwelt zuliebe ist schlicht unverantwortlich, einfach den Käfig in der Landschaft zu öffnen. Wer sich von einem Tier trennen will - oder muss - findet in den Tierheimen und anderswo Ansprechpartner. Schildkröten zum Beispiel sind im Naturschutzzentrum Bruchhausen in Erkrath im Notfall gut aufgehoben.

Besser wäre aber: Gar kein Tier anschaffen, wenn man sich über die Konsequenzen nicht im Klaren ist!



Ihre Spende hilft.

Suche